Im Hinduismus ist Samudra manthan – oder die schäumende See aus Milch – eine der berühmtesten Episoden der Puranas. Man zelebriert es aller 12 Jahre in Form eines einzigartigen Festivals namens Kumbha Mela. Die Geschichte ist niedergeschrieben im Srimad Bhagavatam, einem bedeutenden Werk, welches die avataras detailgenau beschreibt.

Die Geschichte von Samudra manthan
Die Geschichte beginnt mit Indra, der auf seinem Elefanten reitet. Zufällig trifft er auf den Weisen Durvasa. Dieser beschloss, Indra mit einer duftenden Blumenkette zu ehren. Indra nahm die Kette entgegen, platzierte sie jedoch auf der Stirn seines Elefanten. Der Elefant, irritiert vom starken Duft, schüttelte die Kette ab und trampelte sie nieder. Die erzürnet Weise verfluchte Indra, indem er prophezeite, dass er und alle anderen Adityas all ihre Kraft und Energie verlieren würden.

Die dringende Bitte an Brahma
Die Adityas befürchteten, dass die Asuras bald die ganze Welt beherrschen würden. Deswegen beteten sie zu Brahma, der folgende Lösung vorschlug: schäumt den Ozean aus Milch auf, um den Nektar der Unsterblichkeit zu erlangen. Wie auch immer, die Adityas waren nicht in der Lage, diesen Ozean selbst aufzuwirbeln. Sie einigten sich auf eine vorübergehende Waffenruhe mit ihren Feinden, damit alle am Aufwühlen des Ozeans teilnehmen konnten.

Das Aufwirbeln des milchigen Ozeans
Um den Ozean aufzuschäumen benutzten sie den Berg Mandara und die Schlange Vasuki, die um selbigen gerollt war. Jede Partei hielt ein Ende der Schlange und zog abwechselnd daran, so dass der Berg sich zu drehen begann, welches wiederum den Ozean aufwühlte. Der Berg jedoch begann zu sinken sowie er auf den Ozean auftraf. Daraufhin erschien Vishnu in Form seiner dritten Inkarnation als Schildkröte Kurma, um den Berg zu stützen.

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Halahala
Als der Ozean aufschäumte, tauchte ein tödliches Gift namens Halahala auf. Dieses Gift drohte alles Lebende auf der Welt zu ersticken. In Erwiderung zu den vielen Gebeten, trank Shiva das Gift; seine aufgeschreckte Frau Parvati, stoppte das Gift in seinem Hals mit ihren Händen. Daraufhin verfärbte sich Shivas Hals blau. Aus diesem Grund wird er auch Nilakantha genannt (nila = blau, kantha = Hals). Nach diesem Ereignis erschienen verschiedene Menschen, Tiere und Schätze, z.B.:

die Göttin und Schöpferin des Weins
apsarases, diverse göttliche Nymphen
kaustubha, der wertvollste Juwel der Welt
uchhaishravas, das göttliche Pferd
kalpavriksha, der Wünsche-erfüllende Baum
kamadhenu, die erste Kuh und Mutter aller folgender Kühe
airavata, der Elefant Indras
lakshmi, die Göttin des Glücks und des Wohlstandes
kali (Dämon), die Personifizierung von kali yuga

Der Nektar der Unsterblichkeit
Letztendlich erschien Dhanvantari, der himmlische Medizinmann, mit einem Gefäß, welches amrita enthielt. Als die Asuras eilten, um an den Nektar zu gelangen, beteten die sich fürchtenden Adityas zu Vishnu, der daraufhin die Form von Mohini annahm. Mohini, Vishnu in der Gestalt eines schönen und betörenden Mädchens, verwirrte die Asuras, nahm sich amrita und verteilte es unter den Adityas. Jedoch gelang es einem Asura – Rahu – sich in einen Aditya zu verwandeln und ebenfalls von dem Nektar zu kosten. Mohini bemerkte dies und schlug ihm den Kopf ab noch ehe der Saft seinen Rachen durchströmte. Der abgeschlagene Kopf blieb aufgrund des Kontaktes mit amrita unsterblich. Man sagt, dass dieser unsterbliche Kopf immer wieder den Mond und die Sonne verschluckt und so zu Finsternissen führt. Jedoch verlassen beide Himmelskörper den Kopf durch die offene Stelle am Genick, so dass die Finsternis ein Ende findet.

Die Geschichte endet darin, dass die verjüngten Adityas die Asuras bekämpfen.

Der Symbolismus von Samudra manthan
Die Geschichte repräsentiert die spirituelle Bemühung einer Person, Selbst-verwirklichung zu erreichen. Dies erlangt man durch Konzentration des Geistes, die Zurücknahme der Sinne, Kontrolle der Triebe und durch Praktizierung von Entsagung uns Askese.

– die Devas und Asuras repräsentieren das Positive und Negative in der Persönlichkeit. Die Beteiligung von Devas und Asuras kennzeichnet die Tatsache, dass, wenn man nach Glück durch spirituelle Praktiken sucht, man das Positive und Negative ineinander integrieren und miteinander harmonisieren und beider Energien nutzen muss, um an sein Ziel zu gelangen.

– der Ozean aus Milch steht für den menschlichen Geist bzw. das Bewusstsein. Der Geist ist wie die See während die Gedanken und Emotionen die Wellen des Ozeans verkörpern

– Mandhara, der Berg, symbolisiert die Konzentration. Das Wort Mandhara besteht aus zwei Teilen: mana (Geist) und dhara (eine Linie), was soviel bedeutet, den Geist auf einer geraden Linie zu führen. Und dies gelingt nur mit entsprechender Konzentration

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– Vasuki symbolisiert das Begehren. Vasuki, welches zum Aufschäumen der See verwendet wird, kennzeichnet, dass die Devas und die Dämonen das Begehren (nämlich die Suche nach Unsterblichkeit) wie ein Siel hielten und damit den Geist mit Hilfe von Konzentration aufwühlten und dabei ihre Sinne zurücknahmen. Unkontrolliertes Begehren überwältigt und zerstört das Individuum

– Das Halahala-Gift steht für Leiden und Schmerz (Gegenreaktion des Geistes und Körpers), welches man am Beginn der spirituellen Praktiken verspürt. Wenn der Geist intensiver Konzentration ausgesetzt ist, dann ist die erste Reaktion darauf stets großes Leiden und große innere Aufruhr. Dies muss aufgelöst werden, um weiteren Fortschritt zu garantieren

– Gott Shiva verkörpert das asketische Prinzip. Seine Rolle in der Geschichte als Trinker des Giftes zeigt auf, dass man mit frühen Problemen im spirituellen Prozess umgehen kann, indem man die Qualitäten Shivas in sich verinnerlicht. Zu diesen Qualitäten zählen Mut, Initiative, Willen, Disziplin, Schlichtheit, Einschränkung, Ablösung, Barmherzigkeit, wahre Liebe sowie Askese

– Die verschiedenen wertvollen Objekte, die aus der aufschäumenden See erscheinen stehen für die psychischen oder spirituellen Kräfte (Siddhis), die man während des voranschreitenden spirituellen Prozesses erlangt. Der Suchende sollte sorgfältig mit ihnen umgehen, da sie den Prozess genauso gut hemmen können, es sei denn man setzt sie vernünftig für das Wohl aller und nicht für selbstsüchtige Gewinne ein. Dies ist der Grund, warum Götter und Dämonen diese Objekte verteilten. Sie wollten nie das ursprüngliche Ziel aus den Augen verlieren – Unsterblichkeit zu erlangen

– Dhanvantari symbolisiert Gesundheit und kennzeichnet, dass Unsterblichkeit (Langlebigkeit, um korrekt zu sein) und spiritueller Erfolg nur dann erreicht werden können, wenn sich Körper und Geist in perfektem Gesundheits-zustand befinden

– Mohini charakterisiert die Täuschung des Geistes durch Hochmut. Es ist der Hochmut des Erreichens, welchem die Asuras erlegen sind und deswegen ihr Ziel aus den Augen verloren hatten. Hochmut und Egoismus sind die letzten Hürden, die man in seinem spirituellen Dasein überwinden muss bevor man Selbstverwirklichung erreichen kann

– Amrit steht für das ultimative Erreichen seines Ziels – der Selbstverwirklichung

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