Ist es egoistisch, JETZT zu erst an SICH SELBST zu denken?
Und bevor jetzt wieder jemand voreilig kommentiert, weil er nur die Überschrift liest, bitte lest den Beitrag bis zum Schluß. Und DANN bildet Ihr Euch Eure EIGENE Meinung, die Ihr gern als Kommentar hinterlassen dürft. Danke.
Leid ist natürlich. Eigenes Leid kann aber überwunden werden!
Den Begriff Leid haben die Yogis schon vor über 2.000 Jahren analysiert und hinterfragt. Leid heißt in Sanskrit „Dhuka“ was übersetzt so viel heißt wie Enge, Schmerz oder Qual. Jeder von uns leidet. Die Buddhisten gehen einen Schritt weiter und sagen: Das ganze Leben ist leidvoll.
Leiden liegt in der Natur des Menschen. Es ist also völlig normal. In dem Augenblick, wo wir leiden, erkennen wir, wie unzufrieden wir mit der Situation oder mit uns selbst gerade sind.
Leiden ist ein Kampf in uns!
Klar wollen wir unser Leben so leicht und schön wie möglich gestalten. Es darf sich richtig richtig gut anfühlen. Schließlich wollen wir glücklich sein. Glück ist ein Grundrecht für uns.
Die meisten Menschen leben im Zustand der Verzweiflung!
Warum verzweifeln wir so oft? Klar, weil wir das Glück nicht festhalten können. Unsere ca. 60.000 Gedanken wollen befriedigt werden. Wir lenken uns ab, sind einen Moment scheinbar glücklich und im nächsten Moment schon wieder vollkommen unglücklich.
Aus diesem Leiden können körperliche Schmerzen (siehe Teil 1 Bali-Bericht) entstehen, Unruhezustände, emotionale und geistige Überforderung. Leiden macht uns krank, schwach und wir können am Leben nicht mehr richtig teilnehmen.
In den Yoga-Sutras des Patanjalis spielt „Leid“ eine zentrale Rolle.
- Zukünftiges Leid kann verhindert werden.
- Die Ursachen von Leid sind Nichtwissen um die Wirklichkeit der Dinge, Ichgefühl, Verhaftetsein, Abneigung und Lebensgier.
Buchempfehlung: Stephen Cope „Sie Weisheit des Yogas“ als Quelle der Erkenntnis
Ich lese gerade ein total geniales Buch. Es stand ein halbes Jahr ungelesen im Bücherschrank und nun ist es fällig. „Die Weisheit des Yogas“ von Stephen Cope. Auf Amzon ist es leider gerade vergriffen. Aber wenn Du die Chance hast, lese es! In einer Art Roman werden die Yoga-Sutras beschrieben und sehr einleuchtend und anschaulich näher gebracht. Dieses Buch ist auch meine Inspiration für meine Bali-Berichte.
Es hilft mir sehr, meine Gedanken besser wahrzunehmen, zu verstehen und Muster zu erkennen.
Hamsterrad des Leidens: Bewertung – Impuls – Handlung
Stephen Cope beschreibt in seinem Buch, dass sich der Vorgang aus Bewertung – Impuls – Handlung jeden Tag aufs Neue wiederholt. Wenn wir es schaffen, diesen Vorgang zu durchbrechen, haben wir das Leid besiegt.
Ich möchte Dir das jetzt an meinem Facebook-Beispiel aufzeigen.
Nachdem ich die ersten Berichte vom Terror Paris gelesen hatte, war ich natürlich „geschockt“. Wir kennen die Bilder, wie Tote am Straßenrand liegen, Polizei-Blaulicht, brennende Häuser und um ihr Leben rennende Menschen. Tränen, Trauer, Verzweiflung und natürlich „unendliches“ Leid.
Als erstes habe ich bewertet. Schließ habe ich ja eine Meinung, die ich mir aus verschiedenen Medien-Berichten (Welt, Focus online…) gebildet habe. Das Thema interessiert mich. Terror und Flüchtlingskrsie hängt zusammen (auch wenn manche anderer Meinung sind, was für mich OK ist).
Als zweites kam der Impuls: Jetzt schreibe ich darüber und habe den 4 Teil meiner Bali-Reise „ Zur falschen Zeit am falschen Platz. Bombe! Tod!“ geschrieben. Und dann lief mir gleich noch ein ZDF Bild mit unserer Kanzlerin über den Weg, wo es um „Vertrauensfrage“ ging. Dieser hat mich natürlich emotional erregt. Und JA! Auch hier muss ich meinen Meinung schreiben. Öffentlich. Für JEDEN sichtbar. An 1.600 FB Freunde.
Und als drittes bin ich diesen Impulsen natürlich nachgegangen und habe kräftig und voller LEIDENSCHAFT (beachte das Wort: Leiden – schafft!!!) in die Tasten gehauen.
Kennst du schon unser neues Buch “NIE WIEDER UNBEWEGLICH” ?
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Kurze und wichtige Unterbrechung: Nach Buchautor Stephen Cope und Patanjali hätte ich das Leid vermeiden können, wenn ich dem Impuls NICHT nachgegangen wäre. Also es hätte zwar eine Bewertung gegeben, auch einen Impuls, aber KEINE Handlung. Leid unterbrechen geht auch einen Schritt eher, das man den Impuls im frühen Stadium loslässt und nicht nachgeht!
Das ist eine Sensation, weil wir zwar Bewerten, Mitfühlen, aber selbst nicht Leiden. Klingt theoretisch, ist aber durch Meditation möglich.
Was passierte nach dem die Facebook-Beiträge öffentlich waren?
Es gab ein Feuerwerk von Pro & Contra Kommentare und persönliche Nachrichten. Die Reaktionen waren von „Gut, Silvio“ bis „ich bin traurig…Du als Yogis tssts…“ Weil mir die Sache es wert war, beantwortete ich alle Reaktionen persönlich.
Ein Ping-Pong-Spiel an Links und Schlagzeilen entstand. Es wurde immer schlimmer. Die ersten Verschwörungstheorien kamen an, Verachtung, Enttäuschung, Zustimmung und ich merkte schnell, dass viele meinen Beitrag nicht „echt“ gelesen hat. Bewertung – Impuls – Handlung.
Dann wurden die FB-Profilbilder aus Solidarität zu den Opfern blau-weiss-rot. Genau darüber hatte ich schon vorher geschrieben. Und dann – endlich ! – erkannten noch mehr Leute, dass Bomben im Irak, Beirut und Syrien genau so fallen. Leid und Terror sind überall. Jetzt wo der Terror vor der eigenen Haustür geschieht, sind alle „geschockt“…
Und das ging natürlich durchs Netzt. Schneeballsystem von Bewertung – Impuls – Handlung. Es folgten noch mehr Bilder aus der Welt. Massenhinrichtung von Christen in Kenia, Blut, Leid….
Das geht an keinem spurlos vorbei. Jetzt reicht es! Stopp! Unterbrechung!
Ich pausiere mit meiner privaten Silvio-Fritzsche-Facebook Seite. Ich übe keine Reaktionen mehr auf Kommenare auf meine Posts aus. Macht alle, was ihr wollt. Bewertung – Impuls – Handlung. Mein Yogabasics-Account läuft weiter! Hier ist die Welt in Ordnung. Schöne – scheinbare – OM SHANTI Welt – was sie natürlich nicht ist!
Meine Erkenntnis daraus IST:
Auch wenn das Leid um uns groß ist, so sollten wir uns zu erst um uns kümmern. Nur wenn wir SELBST mit uns im Reinen sind, in der Mitte ruhe, können wir wahre Verantwortung übernehmen. Unser Handeln entsteht aus der Balance heraus, aus einem Zustand von wahrem Mitgefühl (nicht Mitleid!) und ist weniger von Emotionen und alten Mustern geprägt!
Das gelingt uns nur mit GENAU HINSEHEN.
Ich wünsche Dir einen leidfreien Tag.